text[s]contactabout
vom “guten” ausländer
april 2022 
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migrantische gedanken zur ...

...integration – ein wort, welches mich schon immer begleitet hat. ein wort, welches ich mittlerweile als unwort verstehe. ein wort, welches, nicht nur in der schweiz, in politischen diskursen für die eigene agenda verwendet wird. wenn mensch es nun so salopp in eine binarität einteilen will – obschon ich mich sonst gegen binäre oppositionen sträube – so kann mensch der politischen rechte integration als eine ihrer hauptthematiken zuschreiben. mit welcher vor allem die «impossibility of integration» propagiert wird um anti-migrantische, anti-solidarische und nationalistische attitüden und politiken unter das «eigene volk» zu bringen. hingegen verwendet die politische linke integration oftmals als kritikpunkt für den status quo und jetzige asylpolitiken, die exkludieren, und als antwort auf die rhetorik der rechten. aber hat es in der linken auch das sentiment, dass integration eine bereicherung für eine multikulturelle gesellschaft sein kann – das resultiert jedoch immer mal wieder in einen paternalismus. an und für sich auch nicht in ordnung.

nun zum integrations-paradoxon. ein phänomen, in welchem ich mich doch gut selbst wiederfinde. aladin el-mafaalin schreibt in seinem buch das integrationsparadox: warum gelungene integration zu mehr konflikten führt ausführlich dazu; hab ich zumindest gehört. selbst noch nicht gelesen, aber schon seit längerem auf meiner «to read»-liste. meld mich nochmals, wenn ich es zu der «read»-liste übertragen habe.

von «aussen» werde ich als integriert beschrieben.
- sohn von albanischen migrant:innen aus der republik kosovo, der nun an der universität ist. er spricht und liest deutsch – wow, bin hier aufgewachsen... und schlussfolgernd dann des öfteren als «der gute albaner», «einer von den guten» oder mit anderen richtig problematischen aussagen betitelt worden; vielleicht sogar gekrönt? es wird dann eben doch als ritter:innenschlag gesehen. dann schreibe ich jetzt hier eine kolumne in einem onlinemagazin. von aussen integriert, im neoliberalen sinn «geackert», denn nur leistung zahlt sich aus. also stetig integrierter. ständig die integrationsleiter am erklimmen, denn integration ist nie durch. integration ist nie fertig. migrantisch ist mensch immer.
-- und innerlich eben ein komplexeres bild.

und hier kommt das paradoxon zum zuge: anscheinend sind menschen, die eine migrationsbiographie haben und verschiedene institutionen durchlaufen, die spezifisch ihnen hürden in den weg stellen, eher dazu geneigt sich als «nicht integriert» wahrzunehmen. systematische diskriminierungsmechanismen bis hin zu äusserungen oder «humor», die rassistisch sind werden eher als solche aufgefasst. auch passiert dann ein rückblick in persona. so wird retrospektiv festgestellt, inwiefern gewisse handlungen oder bemerkungen problematisch waren und immer noch sind. also nicht nur problematisch sondern diskriminierend. da gibt’s aber auch den hang dazu – das kenn ich aus meiner eigenen erfahrung – schon fast ein bisschen auf solche situationen zu insistieren. eine legitime reaktion, um ein angehendes, immer noch relevantes «problem» zu thematisieren (obschon problem nicht vollständig die gravität, signifikanz, implikationen und grösse von dem, was es eigentlich ist, wirklich abbilden kann.)

integration. ein begriff, der von einigen migrant:innen verwendet wird. ob in ihren autobiographischen oder auto-fiktionalen erzählungen, in artikeln von ihnen oder über andere migrant:innen. ich verstehe dies als mittel sich als gelungenes integrationsprojekt zu profilieren, was jedoch mit einer unterordnung in einen diskurs einhergeht, der doch mit einer defezitären perspektive auf migrant:innen blickt. der eine einseitige anpassungsleistung impliziert oder sogar fordert. der bestandteil eines othering darstellt.

mein fazit dazu:
überholt, veraltet, archaisch.